10. September 2023
Route: Landstraße Richtung Großenaspe.
Playlist: Wir haben noch keine Lust auf Musik und schweigen uns in den frühen Sonntag Morgen hinein.
Das kleine Auto ist bis unters Dach vollgestopft mit unserer Kunst, es ist zu früh und ich hätte lieber mein Kopfkissen im Nacken statt Keilrahmen.
Wir rollen über die Dörfer, im Augenwinkel Stoppelfelder mit hingewürfelten Strohballen.
Ein blasser Frühnebel schwebt verschlafen über den Wiesen, ich verbrenne mich am Kaffee.
Auf uns warten acht Stunden an unserem Ausstellungsstand auf einem Herbstmarkt.
Dank Klimawandel fühlt sich das Ganze allerdings eher nach Hochsommer an, die Anbieter von winterlichem Flausch und Strickdecken werden es schwer haben.
Wir haben uns mit unserer Kunst über dem Pferdestall eingerichtet, ich mag den Duft nach Heu und warmen Tieren, die für dieses Wochenende auf eine Koppel umquartiert worden sind. Inzwischen bin ich wach.
Über den Tag verteilt ziehen scharenweise Menschen an uns vorbei, bewaffnet mit Rosenspalieren und Deko-Spießen für Beet und Balkon.
Sie schreiten die Gänge ab, werfen bewundernde, kritische, fragende Blicke auf die feilgebotenen Waren.
Begutachten, probieren, wägen ab, drehen Dinge um und manchmal die Augen zum Himmel.
Was? Das kostet fünfzehn Euro?
Unsere kleine und große maritime Kunst sorgt für Oh und Ah und manchmal für ein erschrockenes Huch (beim Blick auf die Preisschilder).
Wären Komplimente die Währung, mit der wir Miete, Strom und die Butter auf dem Brot bezahlen könnte: Wir wären reich.
Diese Stimmung! Hach. So ein ein schöner Strand. Wie auf Amrum.
Oder sagen Sie, ist das an der Ostsee? Sie können ja malen, herrlich. Wie im Urlaub sieht das aus!
Das streichelt die Seele und das Künstlerherz, aber wir sind ja nicht nur zur Dekoration angetreten.
Umso größer die Freude, wenn nach dem Ah und Oh ein „bitte hübsch einpacken“ folgt.
Zwischendurch: Schlendern. Die Wiesen und Wege auf dem weitläufigen Gelände sind Catwalk für die diesjährige Sommermode:
Blumige Zeltkleider in Maxilänge, gelegentlich vom Spätsommerwind aufgebauscht, umwehen runde und schmale Silhouetten.
Statt der neuesten Strickmode wird noch einmal der feudale Sommerhut zu Markte getragen, ein Hauch englischer Landadel zwischen Staudengärten und Räucherfisch.
Es perlt und glitzert in den Gläsern mit Aperol und Weißweinschorle, die gesalzenen Preise für den kurzen Genuss schluckt man lieber schnell mit runter oder bestellt gleich noch ein Glas, nützt ja nix, man lebt nur einmal.
Natürlich reicht wie immer unser Proviant nicht aus, und auch wir erliegen der einen oder anderen kulinarischen Verführung.
Wie wäre es mit einem gigantischen Croissant, gefüllt mit hausgemachter Aprikosenmarmelade? Verboten köstlich und sauer verdient.
Am Ende erbeuten wir noch eine riesige Herbstanemone, die auf der Rückfahrt zwischen meinen Knien klemmt und mich in der Nase kitzelt.
Rückfahrt: Schlapp, schweigsam, dankbar.
Playlist: Chillout irgendwas.
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Man soll ja Träume haben.
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